Donnerstag, 8. April 2010

Umstellung auf Bio (Märkische Oderzeitung)

Vor 17 Jahren kam der Kölner Johannes Niedeggen nach Kerkow und versucht seitdem, einen Betrieb mit Tierzucht, Ackerbau, aber auch mit einer Pension und einer Gaststätte aufzubauen. Doch die geringen Milchpreise machten ihm zu schaffen. Er musste sogar Mitarbeiter entlassen. Jetzt hat er seinen Betrieb umgestellt - komplett auf Bio. Obwohl er, wie er sagt, immer gegen den Öko-Mantel war. Wie ihm geht es vielen Milchbauern in Brandenburg, auch sie stellten ihre Betriebe auf Bio-Fleisch und ökologischen Anbau um. "Ich habe das Gefühl, dass ich wieder ganz von vorne anfange", sagt Johannes Niedeggen. So wie vor 17 Jahren, als er von Köln in die Uckermark kam. Verbissen kämpfte er die letzten Monate gegen die niedrigen Milchpreise - ohne großen Erfolg. Die Milchproduktion lohnt sich nicht mehr. Von seinen 180 Milchkühen hat er nur noch 60 behalten. Aus der Milch stellt er seit anderthalb Jahren Käse her. Auch die Mitarbeiter musste er von 21 auf 18 reduzieren. "Ich hatte schon überlegt, ganz zuzumachen", sagt er. Und nur noch von ein paar Rindern, ein bisschen Ackerbau und der Biogasanlage zu leben. Es sei die "Geiz ist geil"-Mentalität, die ihm zu schaffen mache, meint er. Alles soll möglichst billig sein. Zu Preisen, zu denen man kaum produzieren könne. "Und gegen den , Öko-Mantel ' war ich eigentlich auch immer." Trotzdem: Ein Freund überredete ihn vor anderthalb Jahren, seinen Betrieb komplett auf Bio umzustellen. Ab 1. Juli ist das Gut ökozertifiziert. "Gegen meine Allergien hat mir nur noch Akkupunktur geholfen, das hat mich auch zum Umdenken bewegt." Die Umstellung - eine Herausforderung. Gerade Milchkühe sind anfällig und ohne Antibiotika schwer zu halten. Auf den Acker darf kein Pflanzenschutzmittel, Unkräuter werden aufwendig zerhackt. Die Produktion ging dramatisch zurück: allein um 20 Prozent bei den Milchkühen. Die Produkte werden entsprechend teurer, wie etwa sein "Schinkenkaas". "Jetzt muss der Verbraucher zeigen, ob er nur billig kauft oder auch Qualität", so Niedeggen. Die Gegend sei eigentlich prädestiniert für ökologischen Landbau, meint er. Weil die Böden schlecht sind, kann man mit konventioneller Landwirtschaft kaum mit anderen Regionen konkurrieren. Durch die Umstellung hofft er auch auf eine bessere Vermarktung auf dem Berliner Markt. Verändert hat sich auch die Gaststätte. "Ich habe hier immer Mutters Küche serviert, dabei habe ich die hochwertigen Angus-Rinder auf dem Hof." Deren Fleisch wird jetzt in der Speicherstube serviert, die zum Steakhaus geworden ist. 2008 haben sich 63 Betriebe in Brandenburg zum Ökolandbau umgemeldet, 2009 waren es 49. "Einige Milchbauern haben sich entschieden, auf den ökologischen Landbau umzustellen", sagt Lothar Wiegand vom Brandenburger Landwirtschaftsministerium. Grund sei, dass es in Brandenburg inzwischen ausreichend Verarbeitungskapazitäten gebe

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