Montag, 30. März 2009

Reder von Staatssekretär Heuer bei Mark & Metropole

SenWiTechFrau 04. März 2009
Frau Schnurstein - III C 25 - Tel.: 7448


Grußwort StS H
anlässlich der Gründungsveranstaltung „Mark & Metropole“- Allianz für regionale Kreisläufe in Berlin und Brandenburg am 09. März 2009 um 17:00 Uhr
im Berliner Rathaus (Louise-Schröder-Saal)
(10 Minuten Redezeit)


Sehr geehrter Herr Kollege StS Schulze,
sehr geehrte Damen und Herren,

für politisch Verantwortliche im Land Berlin sind Veranstaltungen, die einen „Startschuss“ für eine nachhaltige Strategie geben, Anlass zu besonderer Freude. Es ist deshalb eine besondere Ehre, auf Ihrer Gründungsveranstaltung der Allianz für regionale Kreisläufe in Berlin und Brandenburg „Mark & Metropole“ als Schirmherr für das Land Berlin zu sprechen.
In der aktuellen, von der Finanzkrise bestimmten weltwirtschaftspolitischen Situation, brauchen wir in die Zukunft gerichtete Strategien. „Wenn jemand ein Problem erkannt hat und nichts zur Lösung des Problems beiträgt, ist er selbst ein Teil des Problems.“ Dieser indischen Weisheit folgt die Allianz Mark & Metropole. Den Reichtum der regionalen Wirtschaft für die Region zu nutzen, hochwertige Agrarprodukte der ländlichen Umgebung auf kurzen Wegen in eine Millionenmetropole zu bringen, regionale Arbeitsplätze zu schaffen und zu sichern, ist bereits Problemlösung mit nachhaltiger Wirkung. Wir alle müssen noch genauer hinsehen: Auch wenn die Energiepreise wieder ein vernünftiges Maß erreicht haben, dürfen wir dieses brisante Thema nicht aus dem Auge verlieren. Dabei geht es nicht allein darum, ob wir uns hohe Kosten für lange Transportwege leisten können. Es geht um die politische Frage, ob wir es noch wollen. Und ist es ratsam, ausschließlich auf kostengünstige Produkte aus entfernten Regionen zu setzen? Wie hoch ist der Preis dafür aus globaler Sicht, wenn aufstrebende Ökonomien z.B. in Asien überwiegend für den europäischen Markt produzieren?
Sie wissen sicher, dass das Berliner Abgeordnetenhaus schon im Juni 2006 mit der Lokalen Agenda Berlin 21 ein Handlungsprogramm für eine nachhaltige Stadtentwicklung verabschiedet hat.
„Eine nachhaltige Entwicklung strebt neben der gerechten Verteilung der Ressourcen für heutige und künftige Generationen weltweit hohe ökologische, ökonomische und sozial-kulturelle Standards in den Grenzen der natürlichen Tragfähigkeit an.“
In der Berlin-Agenda sind sieben zentrale Handlungsfelder mit konkreten Zielen und Maßnahmen festgeschrieben, darunter neben bürgerschaftlichem Engagement, Energie- und Klimaschutz ausdrücklich auch „Berlin in der märkischen Landschaft“.
Erklärtes Ziel der Agenda 21 ist es, dass „bis spätestens im Jahr 2020 ein Drittel aller in Berlin konsumierten Lebensmittel regional produziert und verarbeitet sein muss.“
Ein solch anspruchsvoller Fahrplan für die Zukunft kann nur erfolgreich sein, wenn er von verantwortungsbewussten Akteuren mit Leben erfüllt wird.
Mit der im Oktober 2007 in Berlin eingeführten Regionalmarke „VON HIER“ wurde ein wesentlicher Grundstein für die Umsetzung eines Teilbereiches der Agenda 21 gesetzt. „VON HIER“ wird in 140 Supermärkten der Kaiser’s Tengelmann AG, MEMA, einigen Ulrich-Supermärkten sowie Regionalläden angeboten. An dieser Marke sind ca. 25 Betriebe aus Berlin und Brandenburg mit über 60 Produkten beteiligt. Der Umsatz nach Einkaufspreis betrug im Jahr 2008 etwa 1,0 Mio. €! Nur anderthalb Jahre nach Einführung sind solche Ergebnisse beachtlich. Sie spiegeln den allgemein positiven Trend der Branche. Nach Einschätzung des Bundes-Branchenverbandes für Naturkost-Naturwaren zeigt sich die Naturkostbranche in der gegenwärtigen Finanzkrise stabil und wird im Jahr 2009 weiter – wenn auch verhaltener - wachsen.
Meine Damen und Herren,
wie das Beispiel der Marke „VON HIER“ beweist, zeigen regionale Wirtschaftskreisläufe neben ökonomischen Vorteilen auch positive Effekte für das soziale Zusammenleben. Die Identifikation der regionalen Produzenten mit ihren Produkten spiegelt sich auch in deren Qualität. Verbraucherinnen und Verbraucher erhalten die Gelegenheit, bewusst zu entscheiden, regionale Produzenten zu unterstützen. Vor allem auch bei Produkten aus ökologischem Anbau ermöglicht Einkaufen Werteentscheidungen! Gerade weil wir in globalen Verflechtungen leben, ist es wichtig, auch überschaubare regionale Wirtschaftskooperationen zu etablieren. Das gilt insbesondere für schwierige Zeiten, wie wir sie aktuell haben. Der Berliner Senat hat bereits Maßnahmen beschlossen, um die wirtschaftliche Schwächephase abzufedern, negative Folgen für die Berliner Unternehmen und die Bevölkerung in Grenzen zu halten. Zum Glück hat Berlin ein stabiles Wirtschaftsfundament. Im vergangenen Jahr sind 36.000 neue Arbeitsplätze entstanden. Der Berlin-Tourismus, von dem der Handel stark profitiert, wächst weiterhin. Von 1993 bis 2008 stieg die Zahl der Übernachtungen von 7,3 auf 17,3 Mio. Damit ist das in der Berliner Tourismuskonzeption für 2010 mit 15 Mio. Übernachtungen anvisierte Ziel bereits überschritten. Die Zahl der Gäste im 3. Quartal 2008 hat das Niveau des Vorjahres um 5,4 % übertroffen. Auch die Beschäftigung bei Unternehmensdienstleistungen hat sich weiterhin erhöht. Der Berliner Einzelhandel konnte mit einem leichtem Umsatzplus um 0,6 % (Nominal) im Dezember 2008 und im Gesamtjahr 2008 zufrieden zurückblicken. Bei der Beschäftigtenzahl im Berliner Einzelhandel ist sowohl im Dezember, als auch im Gesamtjahr 2008 ein leichter Anstieg von 0,2 % zu verzeichnen.
(2008: + 7,4 % mit einem Umsatz von 1,85 Mrd. €; 2007: + 15 % mit einem Umsatz von 5,3 Mrd. €)
Für den Handel können wir auch für 2009 mit positiven Entwicklungen rechnen. Biolebensmittel aus der Region stehen bei den Berlinerinnen und Berlinern sehr hoch im Kurs. Kunden von Bio-Supermärkten bevorzugen qualitativ hochwertige Lebensmittel - selbst wenn diese etwas teurer sind. Rund 70 % der Einwohnerinnen und Einwohner Berlins kaufen gelegentlich bis häufig Bio-Produkte. Dabei ist die regionale Herkunft der Bioprodukte nach Angabe der Supermarktkundinnen- und kunden für 46% sehr wichtig. Mit ca. 30 Bio-Supermärkten gilt Berlin derzeit deutschlandweit als Nummer eins im Bio- Einzelhandel.
Aber auch die Discounter in Berlin listen im zunehmenden Maße regionale Produkte.
Wie Sie wissen setzt Berlin entscheidende Weichen für den nationalen und internationalen Handel der Ernährungswirtschaft und Landwirtschaft sowie des Gartenbaus mit der jährlich stattfindenden Internationalen Grünen Woche (IGW). „Die Bio-Branche hat auf der IGW entscheidende Trends gesetzt und gezeigt, wie Genuss, gesunde Ernährung, Umwelt-, Tier- und Klimaschutz miteinander in Einklang gebracht werden können“ so lautet das Fazit von Dr. Alexander Gerber, Geschäftsführer des Bundes für ökologische Lebensmittelwirtschaft (ÖLW) zum Trendthema „Regionalität und Saisonalität“:
Ich bin sehr zuversichtlich, dass jetzt mit der Planung für weitere Produkten und Absatzmärkte, aber auch einer Ausweitung der Aktivitäten in den Bereichen Klimaschutz und Beschäftigung, den Intentionen der Agenda 21 in hohem Maß entsprochen wird.
Ihre Idee, vorhandene mentale Ressourcen verschiedener sehr aktiver Akteure zu bündeln und eine Allianz zur Stärkung des wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Lebens in Berlin und Brandenburg unter dem gelungenen Titel „Mark & Metropole“ zu initiieren, ist logisch und konsequent.

Die Umsetzung der Ziele dieser Allianz ist eine gemeinsame Aufgabe, die verschiedene Akteure trifft und auch gemeinsam gelöst werden muss. Politik, Verwaltung, Verbände, Vereine, Wirtschaft, ja, jede einzelne Bürgerin, jeder Bürger sind hier gefordert.
Welche Effekte können wir erwarten? Einige will ich nennen:
[die Wirtschaftskraft der Länder und Brandenburg wird gestärkt,
[zusätzliche Arbeitsplätze und Ausbildungsplätze entstehen,
[Kaufkraft wird gebunden, und
[wirtschaftlich tragfähige Verflechtungen können in der Hauptstadtregion entstehen.
Es werden Steuereinnahmen generiert. „Regional“ einzukaufen, bietet umfangreiche Möglichkeiten, zum Wohl von Mensch und Natur zu handeln. Nutznießende sind am Ende der Wertschöpfungskette zufriedene Verbraucherinnen und Verbraucher. Die Stärkung der regionalen Identität nach innen und eine gemeinsame Präsentation nach außen, bedeutet nachhaltige Entwicklung der Natur-, Wirtschafts-, und Lebensräume im Interesse der gemeinsamen Region.
Ich möchte Sie alle herzlich bitten, diesen Prozess im Interesse der Länder Berlin und Brandenburg auch weiterhin mit zu gestalten.
Ich sehe in dieser Kooperation ein positives Votum der Gründungsmitglieder für die „Zukunft der Mark und der Metropole“, ein deutliches Zeichen der Ermutigung zum Handel(n).
Dafür herzlichen Dank an die Gründungsmitglieder.

Meine Damen und Herren,
Berlin war und bleibt Umschlagplatz für Erfahrung, Ideen und Innovationen. In diesem Sinne meine besten Wünsche für Glück und Erfolg dieser ZukunftsAllianz.

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